Fotografie ist, bzw. kann sein:

  • ein industriell technisches Produkt: in industriellen Großlabors ist sie das schnellste, billigste und genaueste Verfahren zur Herstellung von Bildern.
  • ein ästhetisches Produkt: z.B. Kunstfotografie
  • eine Ware: als professioneller Auftag für Werbung, Presse etz.
  • ein Massenmedium: durch ihren Einsatz in den Massenmedien.

Kriterien:

1. Die Isolierung aus Raum und Zeit:
  • Der Ausschnitt und der Augenblick
  • Der unendliche dreidimensionale Raum und die unendliche eindimensionale Zeit werden durch die Fotografie herausgelöst und eingefroren.
  • 105 Bilder mit 1/35 sec Belichtungszeit entsprechen 3 sec realer Zeit! Daraus ergibt sich:
2. Die Vorstellung von der Endlosigkeit in Raum und Zeit:
  • Das Fragment Foto verweist in der Vorstellung auf das räumliche Davor, Daneben und Dahinter und auf das zeitliche Davor und Danach.
3. Die Perspektive:
  • Die Fotografie setzt die Sicht der Welt der Renaissance fort.
  • Durch das Objektiv wird der Mensch zum Maß aller Dinge, zum Mittelpunkt der Welt.
  • Die Zentralperspektive wird besonders an geraden Fluchtlinien deutlich (Gleise, Straßen).
4. Der Blickwinkel, die Brennweite:
  • Das Tele verkleinert den Ausschnitt. Die Bilder wirken übersichtlich, ruhig und statisch, aber auch flächig. Die geringe Tiefenschärfe fokussiert auf das Zentrum (Portrait).
  • Der Weitwinkel vergrößert ihn. Er bewirkt dadurch Unübersichtlichkeit und Unruhe, Dynamik und Raumtiefe. Der Vordergrund wird betont. Großer Tiefenschärfenbereich. (Landschaften, Stadtansichten).
5. Der Standpunkt: Frontalsicht, Aufsicht, Untersicht, Schrägsicht
  • Er ist das zentralste Mittel zur Gestaltung der Bildaussage!
  • Die Frontalsicht zeigt die normale Sicht der Dinge in Augenhöhe. Senkrechte und Waagerechte werden betont. Die Statik und Zeitlosigkeit des Motivs werden hervorgehoben.
  • Die Aufsicht: Der Blick steht über den Dingen. Er bewirkt Über–Blick im wahrsten Sinne des Wortes.
  • Die Untersicht: Der Betrachter wird von den Bildelementen beherrscht, sie wirken erdrückend, monumental und autoritär.
  • Die Schrägsicht erzeugt Dynamik, Momenthaftigkeit und Spontaneität.
6. Bewegungsunschärfe:
  • Sie ist ein spezifisch fotografisches Stilmittel und gibt es in keinem anderen bildnerischen Medium.
7. Schärfe und Unschärfe durch Blendenwahl:
  • Sie können wichtige Bildelemente hervorheben und die Raumtiefe verstärken. Der Tiefenschärfenbereich wird durch das Objektiv und durch die Blendenwahl bestimmt: Kleine Blende = große Tiefenschärfe; Große Blende = geringe Tiefenschärfe. (Landschaft, Portrait).
8. Das Licht:
  • Das Glamourlight ist ein weiches, von schräg oben scheinendes Licht. (Hollywood).
  • Das Blitzlicht gibt scharfe Kanten und Schatten. Es zerrt den Vordergrund hervor und verdunkelt den Hintergrund.
  • Die Doppelbelichtung ist ebenso ein spezifisches fotografisches Stilmittel.
9. Überschneidung und Transparenz
  • Überschneidungen und Transparenzen können typisch fotografische Stilmittel sein. Sie werden während der Aufnahme bzw. im Labor erzeugt (Heute ebenso digital in z.B. Photoshop).
  • Sie können sich aber auch durch das Motiv ergeben: Gläser, Fenster, Spiegel, Halbtransparente Materialien (Schaufensterbilder, Autolacke und -spiegel).
10. Die Oberflächenstruktur und Spiegelung:
  • Fotos geben nur die Oberfläche der Dinge wieder. Graphisch interessante Strukturen sind daher beliebte Motive.
  • Hinter die Oberfläche der Dinge zu schauen gelingt aber selten, im Gegensatz zur Malerei (z.B. Expressionismus).
  • Spiegelungen können eine Möglichkeit sein, das Innere hervorzuholen. Daraus ergibt sich:
11. Die Neigung zur Ästhetisierung:
  • Das Schreckliche kann im fotografischen Bild schön werden.
  • Die politische Anklage kann zu zeitlosen Darstellungen ästhetisiert werden.