Joseph Heinrich Beuys (*12. Mai 1921 in Krefeld, Tod am 23. Januar 1986 in Düsseldorf) war ein deutscher Aktionskünstler, Bildhauer, Zeichner, Kunsttheoretiker und Professor an der Kunstakademie Düsseldorf. Daüber hinaus ist er der berühmteste deutsche Künstler des 20. Jahrhunderts und setzte sich in seinen Werken mit Fragen des Humanismus, der Sozialphilosophie und Anthroposophie (=Mensch in seiner Beziehung zum Übersinnlichen) auseinander. Mit seinen Werken stand er im Gegensatz zum Rationalismus, da er mythische, magisch-religiöse Zusammenhänge miteinbezog.

Verdienste:
  • v. a. bekannt für den „erweiterten Kunstbegriff“. Dessen Grundidee ist es, durch soziale, zwischenmenschliche Wärme (bezeichnete als „soziale Plastik“) den bestehenden Istzustand in der Gesellschaft in einen von allen gestaltbaren Zustand verwandeln.
  • erweitert Verständnis von Plastik um Fett und Honig, besonderes Interesse an Übergängen von formlosen, flüssigen Zuständen in feste, kristalline und umgekehrt, beide verkörpern nach Beuys Wärme und Kälte oder auch das Chaotisch-Willensmäßige im Gegensatz zum Gedanklich-Formmäßigen, die Polarität von Natur und Geist, die sich auch im Menschen wiederfindet.
  • viele der verwendeten Stoffe haben eine Bedeutung in kultisch-religiösen Ritualen, verschiedenen Philosophien und älteren Wissenschaften (z. B. Astrologie, Heilkunde, Alchemie)
  • sehr viele Fluxus-Arbeiten (= selbst ausgedachte und mit eigener Person sowie eigenem Körper durchgeführter Ablauf, der einem Publikum präsentiert wird)
Lebenslauf:
  • 1921 in Krefeld geboren, wächst in Kleve auf
  • meldet sich mit 20 freiwillig zu Luftwaffe
    - 1944 Absturz d. Kampffliegers Beuys, von Tataren auf der Krim mit Fett und Filz gesund gepflegt => später besonders wichtige und häufig vorkommende Materialien des Künstlers
  • nach dem Krieg widmet er sich dem Kunststudium, zunächst bei Ewald Mataré an der Kunstakademie Düsseldorf.
  • 1955-57 Arbeit als Plastiker
    - 1958 Beuys begegnet seiner Frau Eva und heiratet die angehende Kunsterzieherin, die heute seinen Nachlass verwaltet
  • 1961 wird Beuys zum Professor berufen, allerdings 1972 wieder entlassen, da er die Aufnahmeregularien nicht beachtete und mit Studenten sowie Studienbewerbern das Sekretariat besetzt hatte
  • In seinen frühen Jahren wird er vor allem von den Bauernsöhnen Hans und Franz-Joseph van der Grinten gefördert. Diese sammeln früh seine Werke und zeigen 1953 die erste Beuys-Ausstellung in ihrem Wohnhaus in Kranenburg. Große Teile des Frühwerks waren in ihrem Besitz, bis sie 1997 an das Museum Schloss Moyland, nahe Kleve, übergingen.
  • ab 1964 wurde Beuys bekannter, war auf der Documenta 3 vertreten mit Zeichnungen und Plastiken
  • 1971 Beuys gründet die Partei „Organisation für direkte Demokratie durch Volksabstimmung“, um das Konzept des erweiterten Kunstbegriffs und der sozialen Plastik in der Politik umzusetzen
  • 1973 Mitbegründer der „Free International University“, einer freien Hochschule zum Forschen, Arbeiten und Kommunizieren; Beuys beteiligt sich bei Friedensdemonstrationen
  • 1974 Beuys erregt Aufsehen, als er sich in New York in Filz eingewickelt mit dem Krankenwagen in René Blocks Galerie bringen lässt und dort Zeit mit einem Kojoten verbringt
  • 1979 Beuys hat als erster deutscher Nachkriegskünstler eine Ausstellung im New Yorker Guggenheim Museum
  • Ende der 70iger ist Beuys Dreh- und Angelpunkt vieler politischer Aktionen
  • 1982 Verwaldungsprozess 5000 Eichen“: Beuys initiierte eine Jahre dauernde Pflanzaktion, bei der jeweils gegen Spendenbeiträge Eichenbäume neben Basaltblöcke im Stadtgebiet von Kassel gepflanzt wurden, als Signal für umweltbezogene, ästhetische Veränderungen und gegen hartnäckige Widerstände und vermeintliche Sachzwänge (Motto: „Stadtverwaldung statt Stadtverwaltung“)
  • 1983 Beuys will Abgeordneter der Grünen im Bundestag werden, seine Partei stellt sich quer, da er für die meisten eher für das Kulturprogramm als für den erweiterten Kunstbegriff zuständig war
  • 1986 Beuys stirbt an Herzversagen
Werke (Auswahl):
  • 1982: „Fettecke“ (1982 in Düsseldorfer Kunstakademie angebracht, 1986 von unwissender Reinigungskraft entfernt)
  • 1965: „Wie man dem toten Hasen die Bilder erklärt“
  • 1969: „Iphigenie/Titus Andronicus“
  • 1974: „I like America and America likes me“
Quellen:
  1. art Das Kunstmagazin, Ausgabe September 2010, S. 18-33
  2. Kammerlohr, Epochen der Kunst Band 5: Vom Expressionismus zur Postmoderne, S. 272-277
  3. http://de.wikipedia.org/wiki/Joseph_Beuys