Pour Your Body Out (2008)
(Ausgestellt im MoMA, 19.11.2008-2.2.2009)

„[There’s] only one human, and one pig, and some earth worms. And two snails!”

Natürlich besteht Pipilotti Rists Werk “Pour Your Body Out“ aus mehr als nur „einigen Regenwürmern“. Die gigantische Installation im Atrium des MoMA setzt sich zusammen aus 25 Fuß hohen Projektionsflächen, die den Betrachter auf einer Länge von 200 Fuß umgeben, und einem kreisrunden Sofa in der Mitte des Raumes. Durch diese enormen Ausmaße soll sich der Besucher erhaben fühlen, wie Rist sagt: „[...] and then this kind of useless big room [is] only made to enlighten the body [...]“. Auch soll die Installation sich nicht gegen die Gestaltung des Raumes (entworfen vom Architekten Yoshio Taniguchi) wenden, sondern mit ihr harmonieren

Auf den Leinwänden sieht der Besucher verschiedene farbenfrohe Szenen, die allesamt in der Natur spielen: ein Regenwurm, der sich über die gesamte Breite des Raumes erstreckt, ein Schwein, das auf den Betrachter zurennt, sowie 25 Fuß hohe Blumen. Interessante Aufnahmen entstanden auch dadurch, dass unter einer Wasseroberfläche nach oben gefilmt wurde, wodurch die Umgebung verschwimmt und surreal erscheint.
Das Videomaterial entstand während der Dreharbeiten von Rists erstem Spielfilm „Pepperminta“ (2009). Während „Pepperminta“ als narratives Werk anzusehen ist, vergleicht Rist „Pour Your Body Out“ eher mit einem Gedicht, da es sich nicht über den Inhalt, sondern über Struktur, Kontraste und verschiedene Geschwindigkeiten definiert.

Verstärkt wird die meditative Stimmung durch die Musik von Anders Guggisberg, der schon bei einigen anderen Projekten Rists mitarbeitete, wie beispielsweise „Ever is Over All“. Sie setzt sich zusammen aus 6 Minuten „body sounds“, also Zischlaute, Summen und ähnliches, allerdings in einem für den Zuhörer nicht unangenehmen „Arrangement“, und darauf folgend vier Minuten melodische Musik in Dur, die aber trotzdem eine eher melancholische Stimmung hervorruft.

Die Sitzgelegenheit in der Mitte wurde auch von Rist selbst entworfen. Die kreisrunde Form soll an ein Auge erinnern: Der Teppichboden um das Sofa herum ist die Haut des Gesichts, das weiße Sofa ist der Augapfel und der schwarze Kreis in der Mitte die Pupille. Der Besucher, dessen Aufgabe es ja ist, zu sehen, sitzt also im Auge des Kunstwerks.

Woher kommt aber der Titel der Installation? Rist sieht in dem Gang ins Museum den deutlichsten Kontrast zu den Massenmedien: Während bei diesen das Bild direkt ins Wohnzimmer des Betrachters gebracht wird, kommt in Museen der Betrachter zur Kunst. „Pour Your Body Out“ ist somit also tatsächlich eine direkte Aufforderung an die Besucher, sich „gehen zu lassen“, die Atmosphäre der Installation auf sich wirken zu lassen. Für Rist ist es ebenfalls wichtig, dass sich Körper und Seele vereinen, beim Betrachten des Werkes soll man also zur Ruhe kommen und ein seelisches Gleichgewicht finden.

Aufbau der Installation:

http://arttattler.com/Images/NorthAmerica/NewYork/MoMA/Pipilotti%20Rist/Rist-01.jpg

Verschiedene Stills des Videomaterials:

http://arttattler.com/Images/NorthAmerica/NewYork/MoMA/Pipilotti%20Rist/Rist_image_5.jpg

Isabel Schmier, 2ku1

Quellen:

http://www.youtube.com/watch?v=lL3NJdxfrAA