Beim Blaudruck handelt es sich um eine monochrome Fototechnik. Sie ist ohne großen Aufwand nachzuvollziehen und ergibt in ihrer Wirkung erstaunliche Ergebnisse.

1. Allgemeines:

1842 entdeckte der Naturwissenschafter und Astronom Sir John Herschel ein Verfahren zur Herstellung von stabilen Bildern. Er fand eine chem. Eisenlösung, bei der das Eisen unter UV-Licht blaue Kristalle bildet. Die nicht zu Kristallen umgewandelte Lösung kann mit Wasser einfach ausgewaschen werden. Er nannte seine Methode Blaudruck oder Cyanotypie. Anders als bei modernen Silbergelatine-Prints entsteht das Bild dabei direkt im Papier und nicht nur in einer Schicht an der Oberfläche.

2. Lichtempfindliche Lösung

Die lichtempfindliche Lösung ist einfach herzustellen. Benötigt werden dazu zwei Chemikalien, die man in Apotheken erhält. Für 1 Liter spätere Verdünnung benötigt man:

  • 100 g Ammoniumeisen(III)-Citrat und
  • 40 g Kaliumferricyanid ("Rotes Blutlaugensalz")

Diese beiden Rohzutaten werden getrennt in je 1/2 Liter Wasser aufgelöst. Die beiden Lösungen können in zwei Flaschen fast beliebig lange aufbewahrt werden. Dieser Ansatz kann bei Tageslicht geschehen. Zum Beschichten des Papiers werden dann aus den zwei Ansätzen Teilmengen entnommen, die man im Verhältnis 1:1 vermischt.

Achtung: Mit Chemikalien ist mit entsprechenden Vorsicht und Sorgfalt umzugehen. Entsprechende Sicherheitshinweise sind aus den Gefahrendatenblättern zu entnehmen.

3. Papier

Als Unterlage für das spätere Bild wird Papier benötigt. Weitere Materialien wie Holz, Stoffe u.a. sind ebenso möglich. Grundsätzlich ist fast jede Art von Papier verwendbar, da es aber naß beschichtet und später in fließendem Wasser gewaschen wird, ist dickeres wertvolleres Papier, z.B. Aquarellpapier mit 230g/m², geeigneter. Es hält der Wässerung besser stand und trocknet auch wieder ohne große Verwerfungen.

Dieses Papier wird dann mit der in Punkt 2 beschriebenen Mischung bemalt - ähnlich wie mit Wasserfarben - und getrocknet. Ein Haarföhn erweist sich als praktisch. Der Auftrag erscheint in hellgrüner Farbe. Auch ein ungleichmäßiger Farb-Auftrag kann später zu tollen Effekten beitragen. Achtung: Die Mischung der beiden Chemikalienlösungen ist schon lichtempfindlich, daher muß der ganze Vorgang in möglichster Dunkelheit geschehen (eine schwache Glühbirne schadet noch nicht). Auch das bemalte, sensibilisierte Papier darf jetzt nur mehr im Dunkeln aufbewahrt werden.

4. Negativ

Da bei der späteren Belichtung das Bild umgedreht wird, ist ein Schwarz-Weiß-Negativ erforderlich. Wer hat, nimmt seine Planfilm-Negative. Copy-Shops bieten vielfach die Möglichkeit, sich von seinem gewünschten Bild eine invertierte Kopie auf Transparent-Folie machen zu lassen. Ebenso kann seine Bilddatei in einem Bildbearbeitungsprogramm invertierten und am PC auf Transparentfolie ausdrucken.

Von Negativen auf weißem Papier ist abzuraten, da das Papier zu wenig UV-Licht durchlässt. Am besten eignen sich Bilder mit deutlichen Kontrastabstufungen, feine Grauverläufe werden nur grob wiedergegeben.

Eine andere spannende Möglichkeit sind Fotogramme: Nehmt beliebige Gegenstände eurer Wahl (z.B. Schlüssel, Blätter, Scherenschnitte, Zeichnungen auf Klarsichthüllen, ...) und plaziert sie auf den Overhead-Projektor. Man Ray und Christian Schad haben hier das Zufallsprinzip angewendet. Dann legt ihr das Cyanotypie-Papier mit der bemalten Seite nach unten darauf. Lichtundurchlässig abdecken (z.B. mit einem schwarzen Stoff) und za. eine halbe Stunde das OHP-Licht anschalten.

5. Belichten

Das Belichten erfolgt mittels UV-Licht. Das direkte Sonnenlicht an einem strahlend schönen Tag ist bestens geeignet. Bei künstlichen UV-Lichtquellen wie Gesichtsbräuner oder Solarium bedarf es einiger Versuche und bei schwächeren Geräten mitunter auch bald viel Geduld (je nach Leistung des Geräts sind auch Belichtungszeiten im Stundenbereich notwendig).

Das Negativ wird auf das lichtempfindliche Papier gelegt und dann dem UV-Licht ausgesetzt. Die im Negativ hellen Stellen beginnen sich bald zu verfärben. Der Farbumschlag geht dabei von dem ursprünglichen Grün über ein dunkles Blau-Grün in Richtung Braun. Wenn sich die schwarzen Negativpartien im Bild auch schon deutlich verfärben, ist das Papier ausreichend belichtet. Angst vor zu langer Belichtung braucht man kaum haben, wird das Bild bei der folgenden Wässerung doch bedeutend aufgehellt.

Richtwert: An einem strahlenden Sonnentag wird die Belichtung zwischen 5 und 10 Minuten dauern.

6. Auswässern

Anstatt der bei Silbergelatine-Bildern notwendigen chemischen Entwicklung mit Aktivatoren und anschließender Bildfixage reicht bei Cyanotypie-Bildern eine reine Wässerung unter fließendem Leitungswasser.

Das Bild wird dabei solange in den Wasserstrahl gehalten, bis alle Grün- und Brauntöne verschwunden sind und ein rein blaues Bild übrig ist. Dann noch Trocknen. Sollten sich auf dem zum Trocknen aufgebreitem Bild noch leicht grünliche Lachen bilden, wurde zuwenig gewässert und man sollte noch etwas nachspülen.

Was passiert im Papier:

Die nicht wasserlöslichen blauen Eisen(III)- Salzkristalle bleiben im Papier, während die grünen Eisen(II)- Salze ausgewaschen werden.

Quelle: http://cyanotypie.herbert-frank.at/