Die Geschichte des Altertums, 1764

Johann Joachim Winckelmann (1717 – 1768) entwickelte unter dem Einfluß der Aufklärungsphilosophie und den archäologischen Ausgrabungen in Italien ein Programm der bedingungslosen Nachahmung der Antike in ethischer und stilistischer Hinsicht:

  • Die Kunst soll die Vernunft und nicht die Sinnlichkeit des Menschen ansprechen.
  • Sie soll keine dekorative, sondern erzieherische Funktion ausüben.
  • In der Kunst soll sich das Geistige entsprechend des idealistischen Schönheitsbegriffes der Antike vergenwärtigen.
  • Die menschliche Figur ist der höchste und eigentliche Gegenstand der bildenden Kunst.
  • Das klassische Ebenmaß soll Würde und Größe zum Ausdruck bringen.
  • Als Vorbilder dienten die Statuen der griech. Klassik in Form von römischen Marmorkopien.

Merkmale der griech. Klassik am Beispiel des DORYPHOROS von POLYKLET, ca 440 v. Chr.

  • Allansichtige, rundplastische Statue
  • Musterkanon idealer Prportionen
  • Kontrapost: Standbein-Spielbein, harmonischer Ausgleich gegenläufiger Bewegungsimpulse, harmonischer Ausgleich von Spannung und Entspannung.
  • In sich geschlossene Komposition
  • Klare, lineare Formensprache
  • Bewußtsein vom anatomischen Aufbau des menschlichen Körpers
  • Idealvorstellung des in sich ruhenden, harmonisch ausgeglichenen menschlichen Geistes, welcher in einem ebensolchen Körper ruht.