Vom Impressionisten zum Skandalkünstler

Duchamp, Marcel, französischer Maler, Objektkünstler und Mediaperformer, * 28. Juli 1887 in Blainville-Crevon; † 2. Oktober 1968 in Neuilly-sur-Seine, zählt zu den wichtigsten Künstlern der modernen Kunst.

Am 28. Juli 1887 in Blainville-Crevon wurde Duchamp als Sohn einer künstlerischen Familie geboren.1904/5 studiert er an der Académie Julian in Paris. Bei seinen ersten Werken inspirierte ihn der impressionistische und kubistische Stil. Mit dem Bild „Akt eine Treppe heruntersteigend“ löste er 1912 einen Skandal aus wegen der damals noch extraordinären Verbindung des kubistischen und futuristischen Stil.

Ein Jahr später fertigte Duchamp sein erstes Ready-made(ein als serienmäßig hergestellter Gegenstand im künstlerischen Sinn verändert) „Fahrrad-Rad“ an, worauf kurze Zeit später die Ready-mades „Flaschentrockner“ und „Fontaine“ folgen. Für seine insgesamt 21 Ready-mades wurde er als Dadaist berühmt und anerkannt und zählte zur rheinischen Avantgarde. Nach 1933 beschäftigt er sich wieder intensiver mit der Kunst und seine Werke erhalten einen Anklang an den Surrealismus.

Einige seiner Kunstwerke stellte Marcel Duchamp unter dem als Wortspiel verwendeten Pseudonym "Rose Sélavy" her. 1938 schuf er eine Art tragbares Museum mit dem Titel "Gegeben sei 1. Der Wasserfall 2. Das Leuchtgas", das in der Zeit zwischen 1946 und 1966 entstand und fast alle seine Werke in verkleinerter Form enthält. Marcel Duchamp starb am 2. Oktober 1968 in Neuilly-sur-Seine.

Marcel Duchamp kann nicht einer bestimmten Kunstrichtung zugeordnet werden, dennoch wird er in die Nähe von Dadaismus und Surrealismus gerückt. Duchamp gilt als Urvater der Ready-mades und beeinflusste so enorm einige Dada-Künstler. „Ein Kunstwerk existiert dann, wenn der Betrachter es angeschaut hat. Bis dahin ist es nur etwas, das gemacht worden ist, und wieder verschwinden kann, ohne dass jemand davon weiß…“ (Duchamp).Sein künstlerisches Schaffen beeinträchtigte auch maßgeblich Kunstströmungen wie zum Beispiel den Post-Abstrakt-Expressionismus des amerikanischen Malers, Bildhauers und Grafikers Jasper Johns oder des amerikanischen Malers und Objektkünstlers Robert Rauschenberg . An seinen theoretischen Überlegungen haben sich die Künstler der „Konzeptionellen Kunst“ orientiert. Weiterhin machten sich Kunststile wie Pop-Art, Fluxus oder Nouveau Réalisme seine Ideen und Realisationen teilweise zu eigen.

„Fontaine“ - Duchamps berüchtigtstes Ready-made

Bei diesem umstrittenen Kunstwerk handelt es sich um eines seiner berühmtesten Kunstwerke: ein Urinoir/ Pissoir auf den Rücken gelegt, amerikanischer Durchschnitts-Massenproduktion, versehen mit der Signatur R. Mutt

1917 bringt er die „Fontaine“ zu einer New Yorker Ausstellung im Rahmen des „Salons der Unabhängigen“ unter dem Namen R. Mutt getarnt. Jedoch wurde sein Werk aus der Kunsthalle entfernt, da man diesen Maschinengegenstand keineswegs Kunst nennen wollte. Einige bezeichneten das Urinal sogar als unmoralisch und vulgär.

Duchamp hat sich für den Namen „Fontaine“, Springbrunnen/ Usprung, anstelle von „Urinal“ entschieden, um das Pissoir durch Verfremdung zum Kunstgegenstand zu erheben. Er provoziert mit der „Fontaine“ den guten Geschmacks der Bürger, indem er „(...) jenes Objekt auswähl[t], das am wenigsten Chance hatte, geliebt zu werden. Eine Pissoir-Schüssel – es gibt sehr wenig, die das wunderbar finden. Denn die Gefahr ist das künstlerische Ergötzen. Aber man kann veranlassen, dass die Leute alles schlucken: Das ist dann auch passiert.“ (Duchamp)

Stellt man das „R.“ hinten an, so entsteht das deutsche Wort „Mutt[e]R.“, was keine ungewöhnliche Interpretation wäre, da Duchamp gerne Wortspiele in fremden Sprachen verwendet hat. Mütter sind der Ursprung des Lebens, was das Wort „Fontäne“ und die vaginale Form des Pissoirs erklären könnte.

Werke (Auswahl):
  • 1912: Akt, eine Treppe hinabsteigend
  • 1913: Fahrrad-Rad
  • 1914: Flaschentrockner
  • 1917: Fontaine
  • 1938: Tragbares Museum
  • 1946-1966: Gegeben sei 1. Der Wasserfall und 2. Das Leuchtgas

Quellen:

Lena Franz