Jan Tschichold, * 2. April 1902 in Leipzig, † 11. August 19 74 in Locarno, Schweiz war Kalligraph, Typograph, Lehrer, Autor und Grafikdesigner.

Im Jahr 1919 begann er ein Studium an der Leipziger Akademie der Künste und machte sich dann 1923 als typografischer Berater einer Druckerei selbständig. Als Typograph beschäftigte er sich mit den Grundelementen der Textgestaltung, der Wahl der Schriftform, der Schriftmischung, dem Verhältnis zum Raum und der Farbwahl.

Ab Mitte der 20er Jahre wurde Tschichold mit den Betrachtungsweisen des Futurismus, Dadaismus und Konstruktivismus konfrontiert. Insbesondere faszinierten ihn die Zielsetzungen und Formensprachen des Deutschen Werkbunds und des Bauhauses. Im Bauhaus lernte er wichtige Künstler wie Laszlo Moholy-Nagy, Lazar Markovitch Lissitzky und Kurt Schwitters kennen, die im Rahmen der Neuen Typographie die Schemata herkömmlicher Typographie aufbrechen und neue Ausdrucksweisen finden wollten. Gleichzeitig wollte man aber standardisieren, vereinfachen und praktischer vorgehen.

Ab 1920 begann er den Stil der „Modernen Typographie“ konsequent nachzuahmen, eine grafische Formensprache, die die junge Industriegesellschaft, den Fortschritt und den Internationalismus darstellt. Tschichold vertrat diesen Stil bis Ende 1930.

1925 begann er nach dem Vorbild vieler Künstler des Deutschen Werkbunds und des Bauhauses Lichtbildervorträge in Berlin zu halten. 1926 zog er nach München, um eine Anstellung als Berufsschulfachlehrer für Kalligraphie und Typographie anzunehmen. Außerdem arbeitete er dort als freiberufliche Künstler und zeichnete mehrere Filmplakate und Filmprogramme für den Münchner Phoebus Palast, sowie Plakate für das Graphische Kabinett und Bucheinbände für einen sozialdemokratischen Verlag. In den Jahren von 1931 bis 1933 entwarf er die Schriften Zeus, Saskia und Transito.

1933 fand die Moderne Typographie durch die Machtergreifung der Nazis ihr Ende, Tschichold wandert in die Schweiz aus, wo er eine neue, radikal andere und zugleich konservativere Phase begann. Ab sofort zog er die Traditionelle Typographie der Modernen Typographie vor.

Ab 1940 beschäftigte sich Tschichold nur noch mit der Antiqua-geprägten Buch- und Lesetypographie im klassischen Stil von Aldus Manutius, Pierre Simon und Firmin Didot. Außerdem galt seine Leidenschaft der Englischen Typographie und er entdeckte sein Interesse für den chinesischen Farbendruck.

Von 1946 bis 1949 lebte Tschichold in London, um dort einige Aufträge zu erfüllen wie die Überarbeitung des Corporate Designs und der Corporate Typography von Penguin Books.

1955 zog er wieder nach Basel und begann Mitte der 60er Jahre mit den Recherchen und seinen Entwürfen zur „Sabon-Antiqua“, benannt nach dem Garamond-Schüler Jaques Sabon. Tschichold überarbeitete dabei Original-Druckmuster der Garamond-Schrift, er bügelte typische Unschönheiten wie Klecksbildungen aus und interpretierte Garamonds Vorlagen zeitgemäß neu. Zum damaligen Zeitpunkt gab es 3 verschiedene Satzsysteme, den Handsatz, Monotype- und Linotype-Maschinensatz. Das besondere an der „Sabon-Antiqua“ war, dass sie als Handsatzschrift für die Stempel, als Zeilengussschrift für die Linotype und als Einzelbuchstabengussschrift für die Monotype geeignet war und jeweils vollkommen gleich aussah, also nicht durch deren technische Besonderheiten beeinträchtigt wurde.

 

Quellen:
www.typolexikon.de/t/tschichold-jan.html
http://de.wikipedia.org/wiki/Jan_Tschichold
www.100besteschriften.de/25_Sabon.html